Inhaltsverzeichnis

    Wenn der Darm reizt

    Reizdarmsyndrom

    Wenn der Darm reizt

    Der lange Weg zur Diagnose

    Durchfall, Verstopfung oder beides abwechselnd? Blähungen, Völlegefühl, Darmkrämpfe? Jeder vierte Erwachsene leidet am Reizdarmsyndrom. Der Darm quittiert Stress, aber auch Nahrungsaufnahme mit belastenden und auch schmerzhaften Symptomen. Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen. Es betrifft schätzungsweise 15–20 % der Bevölkerung und tritt vorwiegend bei Erwachsenen auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Charakteristisch sind chronische Beschwerden im Verdauungstrakt, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen – jedoch ohne organische Ursachen wie Entzündungen oder Tumoren, ohne Allergien und ohne Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

    Reizdarm Symptome: Vielfältig und individuell

    Die Beschwerden variieren von Person zu Person, typisch sind jedoch:

    • Krampfartige Bauchschmerzen, oft gebessert durch Stuhlgang
    • Blähungen und Völlegefühl
    • Veränderte Stuhlgewohnheiten: Durchfall (RDS-D), Verstopfung (RDS-O) oder ein Wechsel zwischen beiden (RDS-M)
    • Unvollständige Entleerung nach dem Stuhlgang

    Zusätzlich können Müdigkeit, Schlafstörungen oder psychische Belastungen wie Ängstlichkeit und Nervosität auftreten. Eine Besonderheit: Die Symptome treten nie in der Nacht auf.

    Diagnose: Ausschluss anderer Erkrankungen

    Da das RDS keine strukturellen Veränderungen verursacht, erfolgt die Diagnose nach dem Ausschlussprinzip. Ärzt:innen nutzen die sogenannten Rome-IV-Kriterien: Signifikant sind Bauchschmerzen, die an mindestens einem Tag pro Woche auftreten und die länger als drei Monate andauern, häufig in Kombination mit Durchfall oder Verstopfung. Zudem werden Blutuntersuchungen, Stuhlproben (z. B. auf Entzündungsmarker), Ultraschall oder Koloskopien durchgeführt, um Erkrankungen wie Zöliakie, Morbus Crohn oder Darminfektionen auszuschließen. Weiters werden die Betroffenen auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten getestet. Fruktose-, Laktose- und Histaminintoleranz können ähnliche Symptome wie das Reizdarmsyndrom auslösen.

    Wenn Laktose nicht verdaut werden kann

    Wenn dem Organismus bei der Verdauung das Enzym Laktase nicht oder nur vermindert zur Verfügung steht, kann Milchzucker nicht verdaut werden. Hier sprechen Expert:innen von der sogenannten Laktoseintoleranz. Diese Nahrungsmittelunverträglichkeit verursacht Symptome ähnlich den Merkmalen des Reizdarmsyndroms: Blähungen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit. Treten die Symptome jedoch 30 Minuten bis zu zwei Stunden nach dem Verzehr von Milchprodukten auf, ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlicher. Die Diagnose erfolgt durch einen Wasserstoff-Atemtest, einen Laktose-Belastungstest oder durch Eliminationsdiät.

    Obstgenuss mit negativen Folgen?

    Treten Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen nach dem Konsum von fruktosehaltigen Lebensmitteln wie Äpfeln, Honig oder Softdrinks auf, kann außer dem RDS auch eine Fructosemalabsorption vorliegen. Das heißt: Der Dünndarm ist nicht in der Lage, Fruchtzucker aufzunehmen. Die Diagnose erfolgt ebenfalls durch einen Wasserstoff-Atemtest nach Fruchtzuckerkonsum.

    No-Go: Käse und Rotwein

    Eine weitere Nahrungsmittelunverträglichkeit, die ebenfalls mit Magen-Darm-Problemen einhergeht, ist die Histaminintoleranz. Histamin ist ein biogenes Amin, das im Körper als Botenstoff (z. B. bei Allergien) wirkt und in Lebensmitteln vorkommt (Käse – besonders lange, gereifter wie Parmesan, Wein – besonders Rotwein, Fisch – und aufgewärmte Nahrung). Die Ursache der Beschwerden ist ein Ungleichgewicht zwischen der Histaminaufnahme (durch Nahrung) und dem Abbau durch das Enzym Diaminoxidase (DAO). Als Symptome können neben Bauchkrämpfen, Durchfall und Erbrechen auch Hautrötungen (oft ein regelrechter Flash) und Kopfschmerzen auftreten. Die Diagnose erfolgt durch einen DAO-Enzymaktivitätstest.

    Diagnose mit Hindernissen

    Fakt ist, dass die Diagnose RDS nicht leicht zu erstellen ist. Viele Patient:innen rennen sprichwörtlich von Pontius zu Pilatus – oft vergehen mehrere Jahre – bis zur treffsicheren Diagnose. Der Grund: RDS ist eine funktionelle Störung ohne nachweisbare organische Ursache. Intoleranzen und Allergien hingegen haben klare Auslöser (z. B. Laktose, Fructose, Histamin) und lassen sich durch Tests nachweisen. Daher: Wenn weder Allergien noch Intoleranzen vorliegen, wird der behandelnde Arzt per Ausschluss das Reizdarmsyndrom diagnostizieren.

    Wissenschaftliche und medizinische Literaturquellen (Deutschland & Österreich):

    • 1 Leitlinie Reizdarmsyndrom (S3-Leitlinie): Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), AWMF-Leitlinienregister Nr. 021/016 www.awmf.org/leitlinien
    • 2 Reizdarmsyndrom – Diagnostik und Therapie im deutschsprachigen Raum: Häuser, W. et al. (2021): S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom. Zeitschrift für Gastroenterologie. DOI: 10.1055/a-1325-3161
    • 3 Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH): Informationen und aktuelle Empfehlungen zu funktionellen Darmerkrankungen www.oeggh.at
    • 4 Bundesärztekammer Deutschland / Patienteninformation RDS: www.baek.de
    • 5 Österreichische Apothekerkammer – Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Fachartikel und Patienteninformationen www.apothekerkammer.at

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