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Schlüssel zur Symptomlinderung
Ernährung beim Reizdarmsyndrom

Jul 30, 2025
Schulmedizin, ganzheitliche Ansätze und Selbsthilfe im Überblick
Das Reizdarmsyndrom (RDS) zählt zu den häufigsten funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen. Es äußert sich durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung – ohne dass eine organische Ursache erkennbar ist. Die Lebensqualität der Betroffenen kann erheblich eingeschränkt sein. Die Therapie erfordert deshalb einen ganzheitlichen, individuellen Ansatz.
Schulmedizinische Therapien: Evidenzbasiert und symptomorientiert
Ernährungsumstellung
- Low-FODMAP-Diät: Eine Reduktion fermentierbarer Zuckerarten kann laut Studien bis zu 70 % der Betroffenen helfen, Beschwerden zu lindern [1].
- Ballaststoffe: Lösliche Ballaststoffe (z. B. Feigenkaktus) können besonders bei Verstopfung hilfreich sein, während unlösliche Ballaststoffe Beschwerden verschlimmern können [2]. Personen, die keine löslichen Ballaststoffe über die Nahrung zu sich nehmen können, können z. B. von Medizinprodukten mit dem Feigenkaktuspulver, einem aus Pflanzen gewonnenen Faserkomplex, Gebrauch machen. Dieser Faserkomplex bindet im Magen Fette aus der Nahrung zu einem stabilen Fett-Faser-Komplex und entzieht sie somit dem Verdauungsvorgang. Der Fett-Faser-Komplex wird dann auf natürlichem Wege ausgeschieden. Durch die Quellwirkung kann außerdem ein leichtes Sättigungsgefühl hervorgerufen werden.
- Entgiftung: Verschiedene Heilerden, wie z. B. das natürlich vorkommende Tonmineral Bentonit sind in der Lage Giftstoffe zu binden und sie auszuscheiden.
Wirksame Helfer aus der Natur
- Artischocken & Brennnessel (1,5): Reizdarmpatient:innen mit einer Verstopfungsproblematik profitieren von der Einnahme von Artischocken- und Brennnesselextrakt, da diese Pflanzen Bitterstoffe enthalten, die die Gallenproduktion anregen und die Verdauung fördern. Auch Symptome wie Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen werden gelindert.
- Fenchel, Kümmel & Anis: Werden oft bei Blähungen und Krämpfen angewendet.
- Ingwer & Kurkuma: Wirken entzündungshemmend und fördern die Verdauung [1].
- Flohsamenschalen: Regulieren den Stuhlgang bei Durchfall und Verstopfung, ohne aufzublähen [3].
- Pfefferminzöl (magensaftresistent): Krampflösend, entzündungshemmend [3].
Psychotherapeutische Verfahren: Die Psyche einbeziehen
Stressmanagement
Wenn sich in deinem Alltag alles nur noch um das Thema Reizdarm dreht und du kein Leben mit akzeptabler Lebensqualität führen kannst, benötigst du externe Hilfe zur Stressreduktion. Denn Stress spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Erkrankung. Auf der einen Seite quittiert dein Darm Sorgen, Angst und innere Unruhe mit Durchfall oder Verstopfung, auf der anderen Seite lösen Reizdarmsymptomen diese Emotionen aus. Ein Teufelskreis. Gelassenheit ist gefragt. Hier können Verfahren wie progressive Muskelentspannung, Atemtechniken oder Achtsamkeitstrainings, Yoga, Meditation und andere Entspannungsverfahren Stress reduzieren und die Symptome des Reizdarmsyndroms nachweislich reduzieren [1].
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Zielt auf die Veränderung krankheitsbezogener Denkmuster und Ängste – mit nachgewiesener Wirksamkeit bei RDS [1]. Denn: Negative Gedanken verstärken negative Emotionen, „wenn ich in die Stadt fahre, habe ich Probleme, rechtzeitig eine Toilette zu finden“ – diese Gedanken führen zu ungünstigen Verhalten z. B. zu Vermeidung, Isolation. Die KVT setzt hier an, um den Teufelskreis zu durchbrechen.
Darmbezogene Hypnotherapie
Die Hypnotherapie hat sich in Studien als eine der wirksamsten Methoden erwiesen. Bei der „darmgerichteten“ Hypnose erlernen Patienten, durch Visualisierungen (z. B. einen „ruhigen Fluss“ im Darm) die Symptome zu kontrollieren. Die Wirkung beruht auf der Modulation der Darm-Hirn-Achse, was Entzündungsmarker senken und die Schmerztoleranz erhöhen kann. Die Hypnose wird mittlerweile in vielen Leitlinien als ergänzende Option empfohlen, insbesondere bei therapieresistenten Fällen. [4].
Weitere Verfahren
- MBSR (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) kombiniert Achtsamkeitsmeditation, Körperwahrnehmung und Yoga, um die Selbstwahrnehmung zu stärken und die Stressbelastung zu reduzieren [1]. MBSR trainiert die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen und körperliche Empfindungen im Hier und Jetzt bewusst und wertfrei zu beobachten.
- Die psychodynamische Therapie untersucht unbewusste Konflikte, emotionale Muster und prägende Erfahrungen aus der Vergangenheit (z. B. Kindheit). Sie geht davon aus, dass verdrängte Gefühle oder Beziehungskonflikte aktuelle psychische Probleme, wie Ängste, Nervosität und depressive Verstimmungen auslösen, die sich dann wiederum in körperliche Beschwerden äußern [1].
Selbsthilfe: Aktive Unterstützung durch Lebensstil
- Ernährungstagebuch: Beobachte wie ein Detektiv die Reaktionen deines Körpers. Recherchiere, welche individuellen Trigger wie Kaffee, Alkohol oder Milchprodukte Schmerzen und Verdauungsprobleme auslösen.
- Bewegung: Moderate körperliche Aktivität (z. B. Spazieren, Schwimmen) fördert die Darmbeweglichkeit [1]. Spaziergänge im Wald beruhigen die Psyche.
- Hydration: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Verdauung.
- Schlafhygiene: Regelmäßiger Schlaf fördert ein gesundes Nervensystem und stabilisiert die Darm-Hirn-Achse [1].
Das Reizdarmsyndrom ist komplex – aber behandelbar. Ein ganzheitlicher, individueller Behandlungsansatz, der medizinische, naturheilkundliche und psychologische Elemente verbindet, zeigt die besten Erfolgsaussichten. Wichtig ist, dass du selbst aktiv mitwirkst, dich informierst und in Begleitung von Fachpersonal verschiedene Wege erprobst.
Literaturverzeichnis
- 1 Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom (AWMF-Registernr. 021-016), Februar 2021. www.awmf.org
- 2 PTAheute.de. Reizdarm – Einfluss von Probiotika und Ernährung. www.ptaheute.de
- 3 EFSM (European Federation of Societies for Micronutrients). Guideline-Empfehlungen zu pflanzlichen Mitteln bei RDS. www.efsm.online
- 4 Österreichische Gesellschaft für Neuro-Gastroenterologie und Motilität (ÖGNM). Empfehlungen zur Hypnotherapie bei RDS. Fachpublikation, 2021.
- 5 Apotheken Umschau. Heilpflanzen bei Reizdarm – Was hilft wirklich? Ausgabe 10/2022. www.apotheken-umschau.de