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Therapiemöglichkeiten beim Reizdarmsyndrom
Reizdarm Behandlung

Jul 30, 2025
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen und betrifft Millionen von Menschen weltweit. Charakteristische Symptome wie Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall oder Verstopfung können die Lebensqualität erheblich einschränken. Während die Ursachen komplex und individuell unterschiedlich sind, spielt die Ernährung eine Schlüsselrolle bei der Linderung der Beschwerden.
Die Low-FODMAP-Diät: Goldstandard bei RDS
Als die wirksamste Ernährungsform beim Reizdarmsyndrom gilt die FODMAP-arme Ernährung. Studien zeigen, dass bis zu 75 Prozent der Betroffenen eine deutliche Symptomlinderung erfahren. FODMAPs – die Abkürzung für „Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ - sind kurzkettige Kohlenhydrate, die im Darm schwer verdaulich sind, Wasser binden und durch bakterielle Gärung Blähungen verstärken.
Typische FODMAP-reiche Lebensmittel sind:
- Oligosaccharide: Weizen, Roggen, Zwiebeln, Knoblauch, Hülsenfrüchte.
- Disaccharide: Laktose in Milchprodukten.
- Monosaccharide: Fruktose in Äpfeln, Honig, Agavendicksaft.
- Polyole: Sorbit und Mannit in Steinobst, Pilzen, zuckerfreien Kaugummis.
Die FODMAP-Diät wird in drei Phasen unterteilt:
- Eliminationsphase (2–6 Wochen): Striktes Meiden aller FODMAP-reichen Lebensmittel.
- Wiedereinführungsphase: Systematisches Testen einzelner FODMAP-Gruppen, um individuelle Trigger zu identifizieren.
- Personalisiertes Langzeitmanagement: Nur problematische FODMAPs werden dauerhaft gemieden.
Wichtig: Die Diät sollte von einer erfahrenen Ernährungsberater:in oder Diätolog:in begleitet werden, um Mangelernährung zu vermeiden. Du findest sie zum Beispiel auf der Website des Verbands der Diätologen Österreichs (VDÖ) – www.diaetologen.at, weiters arbeiten die gastroenterologischen Ambulanzen des AKH Wien und der Meduni Graz mit Diätolog:innenzusammen, die über FODMAP-Kenntnisse verfügen. In Deutschland findest du Diätassistent:innen auf der Website www.vdd.de
Neben der FODMAP-Diät können folgende Ansätze helfen:
Trigger-Lebensmittel meiden
Beobachte, wie du auf den Konsum der unterschiedlichen Nahrungsmittel reagierst: Ein Ernährungstagebuch hilft, deine persönlichen Trigger zu identifizieren. Letztlich geht es darum, eine Balance zu finden – zwischen Genuss und Verträglichkeit, Strenge und Lebensfreude.
Hier die häufigsten Lebensmittel, die bei vielen RDS-Betroffenen negative Reaktionen auslösen:
- Blähende Gemüsesorten: Kohl, Brokkoli, Lauch.
- Scharfe Gewürze: Chili, Pfeffer – reizen die Darmschleimhaut.
- Kohlensäure und Zuckeralkohole: Sprudelwasser, Kaugummis mit Sorbit.
- Koffein und Alkohol: Fördern Durchfall und Krämpfe.
- Gas-Bomben: zum Beispiel eine Kombination aus Hülsenfrüchten, Kohlgemüse und kohlensäurehaltigen Getränken
- Ballaststoffe: Die richtige Wahl treffen
Lange Zeit galten sie als unnötiger Ballast der Nahrung, dabei sind ihre vorteilhaften Wirkungen auf unser Verdauungssystem in zahlreichen Metaanalysen bewiesen: Ballaststoffe. Sie fördern die Darmfunktion, stärken das Mikrobiom, regulieren den Blutzucker und reduzieren die Cholesterinaufnahme. Somit ist unumstritten: Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert die allgemeine Gesundheit und reduziert das Risiko für Verdauungsprobleme, Stoffwechselerkrankungen, ja sogar Krebserkrankungen (1). Doch auf die richtige Auswahl kommt es an: Nur lösliche Ballaststoffe wirken positiv auf die Symptome des RDS, z. B. Feigenkaktus, Akazienfasern, Flohsamenschalen, Hafer und Chiasamen. Sie quellen im Darm auf, lindern Verstopfung und regulieren den Stuhlgang. Bei Durchfall lieber darauf verzichten. Vorsichtig sollten RDS-Patienten unlösliche Ballaststoffe wie Vollkornprodukte und Kleie dosieren. Sie können die Symptome des Reizdarmsyndroms verschlimmern. Personen, die nicht genügend lösliche Ballaststoffe über die Nahrung einnehmen können, können zu Nahrungsergänzungsmitteln wie z. B. Feigenkaktus-Shakes greifen. Diese enthalten wichtige Ballaststoffe, die oft mit Pflanzenextrakten (wie z. B. Brennnessel oder Artischocke) ergänzt werden. Dank ihrer einfachen Einnahme lassen sie sich gut in den Alltag integrieren.
Nützliche Bakterien: Unterstützung für das Mikrobiom
Auch von der Einnahme bestimmter Bakterienstämme (milchsäurebildende Laktobazillen) können Reizdarm-Patienten profitieren. Denn: Die Bakterien des Stammes Bifidobacterium infantis reduzieren Blähungen und Schmerzen, während die Laktobazillen „plantarum“ bei Verstopfung helfen. Vorsicht: Nicht alle Probiotika wirken gleich – Experimentieren unter Anleitung ist ratsam.
Individuell, flexibel, geduldig
Es gibt keine „One-size-fits-all“-Ernährung beim Reizdarmsyndrom. Du bist dein Detektiv und musst herausfinden, wie du auf was reagierst. Und - ganz wichtig: Gib deinem Darm Zeit. Veränderungen brauchen Wochen, manchmal Monate. Mit Geduld und der richtigen Strategie kannst du die Kontrolle über deine Symptome zurückgewinnen – und dein Leben wieder unbeschwerter genießen.
Literaturverzeichnis